Tagebuch 2012 aus Baku

23.5.2012 (Tag nach Semifinale 1)

Für Trackshittaz und Österreich war gestern im Halbfinale leider Endstation. Nach einer Woche Pressezentrum und Proben war das Ergebnis aber nicht wirklich überraschend. Im Verlauf der Probenwochen wurden die Chancen unserer Vertreter zwar immer höher eingeschätzt, aber mehr als ein Wackelkandidat war Woki mit deim Popi auch nicht. Für Manuel nahm der Abend auch noch einen anderen unschönen Ausgang. Ausgerechnet während des Live-Auftritts machte sein Knie nicht mehr mit und er verließ die Arena im Rollstuhl. Morgen Donnerstag wird er dann aus Baku abfliegen. Lukas wird aber wohl noch bis zum Finale hier bleiben.

Die größte Überraschung unter den Finalisten bildete Ungarn, die in der Halle aber auch sehr umjubelt wurden. Hier wurden die Chancen der Schweiz und Israels höher eingeschätzt, deren Ausscheiden hier viele bedauern. Für uns Nichteinheimische war es alle eine riesen Überraschung welchen Jubelsturm das Pausenprogramm auslöste. Die Truppe scheint hier sehr beliebt zu sein.

Heute habe ich einmal einen Rundgang durch die Stadt unternommen und bin am Strand promeniert. Dabei kommt man an einem Gebäude, in dem laut Touristenplan ein Eurovisions Museum untergebracht ist. Das Museum entpuppte sich als eine Wand, an der zwei zum einen der lange Weg Aserbaidschans von der ersten Teilnahme 2008 bis zum endlich langersehnten ersten Sieg dargestellt ist. Dazu sind auch die Kleider von Safura und AySel ausgestellt. Auf der anderen Seite waren alle Jahre und Austragungsorte mit Siegertitel und Interpreten mit Fotos dargestellt. Die Länder wurden nicht aufgeführt und die Jahreslogos teilweise nicht. Dazu lagen noch ein paar Fundstücke aus der Fanrestekiste herum. 

Nicht weit weg ist das Eurovillage aufgebaut, das hauptsächlich aus Ständen der Sponsoren bestand. Dazu eine Bühne. Eurovision-Musik lief gerade nicht, aber die Besucher schienen beim Karaoke einen großen Spass gehabt zu haben. Danach stand noch die erste Generalprobe des zweiten Halbfinals an. Gesanglich gaben noch nicht alle Vollgas. Hier gab es aber technische Probleme. Weißrussland konnte erst im zweiten Anlauf starten, da der Countdown nicht funktionierte und ein paar andere technische Probleme tauchten auch noch auf. Die Präsentation wich nicht großartig vom ersten Abend ab. Im Pausenprogramm wird es ein Wiedersehen mit den Siegern der letzten fünf Jahre geben.

22.5.2012 (Semifinale 1)

Gestern gingen die ersten zwei Generalproben über die Bühne und heute abend (18:00 Ortszeit) die dritte. Wichtig war die zweite, die um 24:00 begann. Über diese gaben die Juries ihr Urteil ab und somit steht schon das halbe Ergebnis des ersten Halbfinales fest. Da gestern organisatorisch einiges zu erledigen war und nicht zur 18 Uhr-Probe konnte habe ich mir dieses Jury-Semifinal mal angeschaut.

Vorher ins Pressezentrum zu gelangen erwies sich aber als äußerst schwierig. Aus Sicherheitsgründen haben die Aseris praktisch alle Wege rund um die Halle und das Pressezentrum abgesperrt. Auch zwei Mitglieder der österreichischen Delegation standen mit mir vor den Absperrungen und zusammen mit einem Mitarbeiter, der verzweifelt versuchte uns irgendwie in das Pressezentrum zu bringen wurden wir rund um die Halle chauffiert. Am Ende fanden wir den Eingang. Seither und bis jetzt ist das Problem auch nicht mehr aufgetreten. Hoffentlich bleibt es dabei.

Im Showablauf sind keine Probleme aufgefallen. Außer ausgerechnet bei “Woki mit deim Popo”. Die Lichttechnik beim dritten Kleid ist wieder ausgefallen. Ansonsten wären die Lichteffekte schon wirkungsvoll. Auf das Urteil der Juries dürfte das aber keinen Einfluss gehabt haben. Ungewöhnlich fand ich, dass die Künstler bereits im Green Room auf das Ende der Probe warteten. Vielleicht müssen sie ja auch üben, in den Kostümen eine gefühlte Ewigkeit zu sitzen. Vielbeschäftigt waren auch die Brückenklapper. Von der Bühne gelangen die Künstler über einen Zickzacklaufsteg zum Green Room. Nur die Iren wurden auf ihrem mobile Brunnen hinter die Bühne gezogen und saßen dann im Bademantel auf ihrem Sofa. Wieder zurück zum Laufsteg. An einer Stelle wird jedesmal eine kleine dreiteilige Brücke erst hoch- und dann wieder zugeklappt. In Düsseldorf gab es noch eine Schiebebrücke von der Bühne. Insgesamt ist einfach interessant, was man in der Halle an Kleinigkeiten mitbekommt, z.B. das bei Israel ein Kameramann hinter dem Schlagzeug am Boden kauert oder wie riesig sich Valentina aus San Marino nach dem Auftritt gefreut hat. 

Darüber zu spekulieren, wer nun zu den glücklichen 10 Finalisten gehört ist nun müßig zu diskutieren. Großen Anklang in der spärlich besuchten Halle fanden aber Island, Albanien, Moldau, Irland und natürlich Russland. Heute war dann endlich einmal Zeit etwas vom Baku außerhalb des Pressezentrums zu sehen. 4 Stunden dauerte die Tour im offenen Doppeldecker, vorbei an den beeindruckenden Gebäuden der Stadt, die eine einzige riesige Baustelle ist. Überall wachsen hier die Hochhäuser in den Himmel. Und manches Gebäude an prominenter Stelle, das noch nicht fertig ist wurde schnell noch mit einer Blendfassade aufgehübscht. In wenigen Stunden ist es dann soweit, das erste Halbfinale geht über die Bühne. Halb Europa schaut also gebannt zu. Mit Ausnahme von Albanien. Dort ereignete sich gestern ein schweres Busunglück mit mehreren Todesopfern. Die EBU stimmte daher zu das Halbfinale erst zeitversetzt senden und auf das Televoting verzichten zu dürfen. 

Laut Ted im Pressezentrum – der natürlich nur ein verzerrtes Ergebnis je nach nationaler Zusammensetzung der  Journalisten darstellt – kommen Griechenland, Rumänien, Russland, Island, Zypern, Irland, Dänemark, Moldau, die Schweiz und Albanien ins Finale. Österreich steht hier nur auf Platz 13. Ganz am Ende steht nach San Marino nur noch Montenegro. Auf jeden Fall drücken wir Trackshittaz alle Daumen und freuen uns auf eine hoffentlich gelungene Show.

20.5.2012

Gestern begannen die Proben der Big 5 und des Gastgebers Aserbaidschan. Roman Lob aus Deutschland wirkte sehr natürlich. Der französische Auftritt ist zu gewollt. Da können auch die muskulösen Oberkörper der Tänzer nicht von der surrealen Inszenierung ablenken. Italien probierte verschiedenste Choreographien durch, war aber immer mehr als überzeugend, lieferte tadellose Proben und setzt sich allmählich als Top Favoritin durch. Aserbaidschan blieb etwas farblos. Spanien dagegen ist großartig. Die Frau hat Stimme und Präsenz. Für sie ist keine Bühne oder Arena zu groß. Und Engelbert Humperdinck fühlt sich ohnehin auf jeder Bühne zu Hause. Nach einer 60-jährigen Musikkarriere kann ihm keiner was vormachen und diese Sicherheit merkt man ihm auch an.

Am Abend war dann der offizielle Begrüßungsempfang im Euroclub, der allerdings etwas merkwürdig ablief. Die Delegationen marschierten in alphabetischer Reihenfolge auf einem roten Teppich ein, die letzten mussten mitunter stundenlang im Bus auf dem Parkplatz warten. Die Norwegerin hatte aus Erfahrung vorsichtshalber schon mal Getränke im Bus deponiert. Austria hatte das Glück gleich an zweiter Stelle reingehen zu dürfen, ganz in Dirndl und Lederhosen.

Innen war es dann immer ein Glücksspiel, ob man die Getränk kostenlos erhielt oder zahlen musste; das kam ganz auf den Barkeeper an. Beim Essen war es nicht anders. Viele Delegationen zahlten dafür. Vereinzelt wurden Häppchen durch laufende Kellner serviert, die Teller waren aber in Nu leergeräumt. 

Über dem Kaspischen Meer wurde ein Feuerwerk abgebrannt. Alle viertel Stunde 1 bis 2 Böller. Eine Begrüßungsrede wurde auch vermisst. Baku und Aserbaidschan haben hier eine Chance vertan, hier einen glänzenden Eindruck zu hinterlassen. Statt dessen hatte alles einen konfusen Touch. Und wie jedes Jahr lenkten einige Künstler durch ihr Outfit die Aufmerksamkeit auf sich. Das irische habe ich leider nicht gesehen. Aber dafür lief jemand unbekanntes als Conchita Wurst umher. Zum Bart trug er haarige Beine und ein selbstgehäckeltes Netzteil.

Auf etwas Unverständnis stieß der Ausschluss eines DJs vom Musikpult. Angefangen hat es damit, dass er einmal den armenischen Beitrag Apricot Stone gespielt hatte, woraufhin die Verantwortlichen erklärten, dass armenische Musik hier drin verboten ist. Was danach noch abgelaufen ist, dass es letztendlich zu dem Ausschluss gekommen ist, weiss ich nicht. Aber man könnte eigentlich erwarten, dass die Aseris hier einmal über ihren Schatten springen und – im Grunde harmlose – Lieder aus dem Nachbarland dulden könnten. Umgekehrt wäre es in Armenien wohl genauso abgelaufen. Diese gegenseitige völlige Inakzeptanz ist für uns in Mitteleuropa aber auch trotz des “Kriegszustandes” nicht nachvollziehbar.

Unabhängig davon: Die größten Partykracher dieses Jahr kommen aus Moldawien und Zypern. Heute gab es bei den Proben nichts besonders Nenneswertes. Dass die erste Probe erst mit rund 40 Minuten Verspätung anfing, verwundete eigentlich niemanden wirklich. Grund war heute die Probe für das Pausenprogramm des ersten Halbfinals. Ob das kurzfristig angesetzt wurde?

Nur die norwegische Pressekonferenz sollte vielleicht erwähnt werden. Die Konferenz erhielt auch eine politische Note. Zum einen war ein Journalist des iranischen Fernsehens anwesend. Zum anderen wurde Tooji nach seinem Armband gefragt. Auf dem steht Free Iran geschrieben. Für Tooji ist es selbstverständlich, dieses Bekenntnis offen darzustellen. Seine Eltern hätten einst den Iran verlassen, damit er und seine Geschwister in einem Land aufwachsen können, in dem es Rede- und Meinungsfreiheit gibt und die Menschenrechte geachtet werden. Angesichts des Gastgeberlandes durchaus eine mutige Aussage. Und dass die iranische Presse diese Aussage weiterverbreitet bezweifle ich auch.

Langsam muss ich mich aber auf den Weg machen. Ralph Siegel gibt heute ein Dinner anlässlich seines 20sten Eurovisionsbeitrages und seiner 40jährigen Eurovisionsgeschichte. 1972 nahm er erstmal an einer deutschen Vorentscheidung teil. Und ich habe eine Einladung bekommen.

18.5.2012

Bevor es mit heutigen Probenmarathon begann, sorgten die Hackerattacken auf Eurovisions-Seiten für Aufregung. Betroffen war jetzt auch die offizielle aserbaidschanische Seite eurovision.az; die Seite ist aber wieder online. Die EBU gab in der Angelegenheit sogar eine offizielle Erklärung ab. Gerüchteweise sollen die Hintermänner der Attacken aus dem Iran kommen und sie haben schon Auswirkungen auf die aserbaidschanisch-iranischen Beziehungen.

Aber dann nahm der Probenalltag wieder die ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Die Russinnen begeisterten auch die Neuankömmlinge und verteilten im Anschluss Plinis, die nicht schlecht schmeckten. Die Iren haben jetzt einen Springbrunnen auf der Bühne stehen, was sich optisch gar nicht schlecht macht. Auf der Pressekonferenz, die ich leider nicht ganz miterleben konnte, sorgten sie wieder erwartungsgemäß für eine Menge Spaß, damit beginnend, dass sie als Kaugummiautomaten verkleidet einliefen.

Kaliopi aus Mazedonien ist einfach klasse und nur sympathisch und sprach bei der Pressekonferenz auch Deutsch, was sie besser als Englisch beherrscht, und zwar ausgerechnet zu einem Mazedonier. Bei der Ukraine gab es erstmals nackte Haut auf der Bühne zu sehen, zumindest waren die Hemden der Tänzer offen. Der weißrussische Sänger begnügt sich mit nackten Oberarmen, was auch sehr gut ausschaut. Aber der Arme wirkt immer so angespannt und nervös, als ob er Angst hätte irgendetwas falsch zu machen oder zu sagen. Hoffentlich kann er außerhalb der Halle und des Pressezentrum abschalten.

Am interessantesten: Wie verlief die zweite österreichische Probe? Jedenfalls erheblich besser als die Erste. Die Choreographie sitzt jetzt auch. Die LED-Technik funktionierte Gott sei dank, zumindest weitgehend. Die Lichteffekte waren dann auch sichtbar und kamen auf der Leinwand anscheinend gut rüber. Trackshittaz waren dann über die technischen Fortschritte auch sichtlich erleichtert und im Halbfinale soll es noch besser werden. Die Neonshow wie bei der Vorentscheidung ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich, da das Licht dafür zu lange ausgeschalten werden müsste. Auf einen Lichteffekt wollten die beiden aber auf keinen Fall verzichten. Daher die anfälligen LED-Lichter. Üblicherweise spielen sie ja auf kleineren Bühnen und können dort ihre Energie ins Publikum transportieren und mit ihm kommunizieren. Ob das hier in Baku auch geht, können sie noch nicht sagen, da sie bisher nur vor leeren Stühlen in der Arena probten. Trackshittaz begannen die Pressekonferenz übrigens mit einer musikalischen Einlage auf einer selbstgemachten Teufelsgeige, die aus dem Familienbesitz von Manuel stammt.

17.5.2012

Heute begann der zweite Probendurchgang für das zweite Halbfinale. Die jeweilige Probezeit ist dabei etwas kürzer, dafür sind auch 13 statt 9 Proben angesetzt. Großartige Änderungen gab es bei den Auftritten nicht, außer dass einige jetzt bereits ihr Bühnenoutfit anhatten. Rambo Amadeus hüllt sich jetzt anfangs in einen Guildo-Horn-Gedächtnismantel und insgesamt beweist sich, dass blau die Farbe des Jahres ist.

Island gab ein nettes Kurzkonzert und sangen u.a. voller Begeisterung den isländischen Eurovision-Evergreen Nina (1991). Musizieren wurde auch zum wichtigen Bestandteil fast aller Pressekonferenzen. Die meisten Fragen waren ja bereits in der ersten Runde gestellt. Für mich lüftete sich das Geheimnis um das Baby im Kinderwagen, das hin und wieder durch das Pressezentrum geschoben wird. Es ist das Kind der Keyboarderin und offizielles Mitglied der israelischen Delegation, das wohl Jüngste aller Zeiten.

Finnland singt ja bekanntlich auf Schwedisch, weil die Sängerin Finnlandschwedin ist. Ausgerechnet ein Mitglied des schwedischen Fernsehens bedankte sich dann dafür, dass die schöne schwedische Sprache beim Song Contest wieder einmal zu hören ist. Zwischendurch kam die Nachricht rein, dass die Homepage esctoday verschwunden ist. Grund ist ein Hacker, der den Inhalt der Seite gelöscht hat, weil die Seite mit dem Grand Prix eine Schwulenveranstaltung unterstützt. Hoffentlich bleibt das die einzige davon betroffene Internetseite. Morgen steht dann die zweite Probe für Österreich an. Hoffentlich funktioniert die Technik.

16.5.2012

Gestern und heute gingen die Proben für das zweite Halbfinale über die Bühne. Die Interpreten aus Serbien und Mazedonien zeigten sich als echte Vollprofis und machten nichts falsch. In der weißrussischen Delegation fand ich Alexandros Panayi, der dort Gesangslehrer (Vocal-Coach) ist. Er grüßte mich und meine Laptopnachbarn gleich herzlich, da er uns vom diesjährigen Clubtreffen in München noch kannte.

Sehr gut kam auch der portugiesische Fado aus der Feder des Kroaten Andrej Babic rüber. Für Senhora do mar war er 2008 ebenfalls verantwortlich und damit sorgte Portugal für jede Menge Furore, vielleicht ein gutes Omen. Joan aus den Niederlanden erhielt ebenfalls gute Kritik. Ihr Federschmuck gibt ihr ein Gefühl von Freiheit und außerdem erinnert es sie an ihre erste Kinderliebe Frank, mit dem sie immer Cowboy und Indianer gespielt hat.

Die unterhaltsamste Pressekonferenz lieferte die Ukraine. Die fidele Gaidana lachte unentwegt und hatte uns beste ukrainische Schokolade mitgebracht. Sie versicherte den Damen, dass sie mit einem 67%igen Kakaoanteil auch bestimmt nicht dick mache. Wir haben sie daher guten Gewissens gegessen. Was dieses Jahr besonders auffällt, es stehen in den unterschiedlichsten Varianten viele Geschwisterpaare auf der Bühne: Malta, Irland, Finnland, Weißrussland und Schweiz. Auch der Probenzeitplan wurde wieder durcheinandergewirbelt. Die Spidercam hatte sich verfangen, weshalb eine längere Zwangspause eingelegt wurde. 

Heute morgen erwarteten uns mehrere neue Stolperfallen. Rund um die Halle wurden bewegliche Schweinwerfer aufgestellt, die den Bakuer Nachthimmel zusätzlich illuminieren. Sollten hier demnächst vermehrt UFO-Sichtungen gemeldet werden, könnte es daran liegen. Aber die notwendigen Stromkabel liegen teilweise genau auf dem Weg zwischen Pressezentrum und Halle.

Die Crystal Hall nähert sich auch der Vollendung. Die Fußbodenleisten sind inzwischen angebracht, die Kabel im Gang angeschlossen und die Souvenirstände sind schon hergerichtet – zumindest das Verkaufsfenster. Bei den Proben sorgte vor allem Schweden für Furore. Die einen buchen schon ihre Unterkunft für Stockholm 2013, die anderen halten sich die Ohren zu.

Slowenien präsentierte sich sehr gut. Eine ehemalige Teilnehmerin war auch bei den Georgiern in der Delegation, nämlich Sopho (2007), die das beste Englisch bei der georgischen Pressekonferenz sprach, die eigentlich in einem russisch-georgische-englischen Sprachwirrwarr unterging. Der routinierte Georgier erwies sich als allzu selbstüberzeugt, während für die Neuentdeckung Can Bonomo aus der Türkei noch alles sehr aufregend ist. Der wurde heute übrigens 25. 

Morgen hat Ott Lepland aus Estland Geburtstag. Dessen Probe war mein persönliches Highlight des Tages. Gänsehautlied! Für Unterhaltung sorgte dagegen der iranische Schönling Tooji aus Norwegen. Er blendete nicht nur mit seinem strahlend weißen Lächeln, sondern versuchte auch mit der Presse einen Flashmob zu veranstalten und uns seine Tanzschritte einzutrichtern.

14.5.2012

Der zweite Tag im Pressezentrum begann wieder nicht wie geplant. Die erste Probe (Israel) musste unterbrochen werden, da es wegen kabelloser Geräte in der Halle zu Problemen mit den In-Ear-Microphonen gab und sich die Sänger nicht oder nur mit einem Hintergrundgeräusch hörten. Bei der zweiten Probe (San Marino) tauchte das Problem wieder auf, bis die Technik dann auf Bodenboxen umstellte. Danach verzögerte sich wieder alles um einige Zeit. Auf der San Marinesischen Pressekonferenz konnte sich Komponist Ralph Siegel dann wieder als treues Urgestein Highlight des Tages war die russische Probe und man muss sagen, die russischen Omas machen ihre Sache wirklich gut. Auf der Bühne haben Sie sogar noch einen Backofen stehen, in den sie anfangs ein Tablett reinschieben und am Ende fertig gebacken rausziehen. So eine Oma bäckt halt mal so nebenbei.

Für uns aber weitaus interessanter: die erste Probe von Trackshittaz. Und leider ist die Show nicht wieder zu erkennen und hat jeglichen Pep verloren. Das Neonfarben-Dunkelbühnenlichtspiel fällt aus, angeblich ist das in der Crystal Hall technisch nicht möglich. Und mit dem Hintern wird auch nicht wirklich viel gewackelt. Dafür stehen fünf Tanzstangen herum, an denen sich die drei Mädels und auch die beiden Burschen fleißig räkeln. Auf der Pressekonferenz wurde dann gleich sofort zugegeben, dass die Lichteffekte aus technischen Gründen nicht funktionierten. Morgen soll das Problem aber hoffentlich gelöst werden. Und sie wollen auch wie die Weltmeister mit allen verfügbaren Hintern wackeln, heute haben Sie das oft vergessen, da sie sich erst mit der Bühne vertraut machen mussten. Für Furore sorgten sie bei der Pressekonferenz einen Plastiktraktor ausgepackt haben. Ob’s der gleiche wie bei der Vorentscheidung 2011 war? Dann hoffen wir mal, dass die nächste Probe besser verläuft.

Den Abschluss bildete die irische Pressekonferenz, die erwartungsgemäß kurzweilig ablief. Die beiden kamen als Popcornbecher verkleidet eingelaufen und blubberten dann vor sich. Und: ihre Mentorin Linda Martin war auch dabei. Nach Elena Patroclou (Zypern 1991) schon die zweite ehemalige Teilnehmerin, die sich hier blicken lässt. Und ich hab mit beiden ein Foto!

Negativschlagzeilen abseits des Song Contests wurden dagegen heute in der Innenstadt produziert, wo (unangemeldete) oppositionelle Proteste durch die Polizei gewaltsam aufgelöst wurden.

13.5.2012

Erster Tag in Baku, gestern Abend bin ich zusammen mit der schweizer Delegation in der Hauptstadt von Aserbaidschan gelandet. Dort am Flughafen sammelte sich sofort ein Heer von freiwilligen Helfern um einen, halfen bei der unkomplizierten Visaprozedur und zogen einem die Koffer zu den Eurovision-Taxis.

Weniger koordiniert lief es heute morgen bei der Eröffnung des Pressezentrums. Keiner wusste wohin man gehen musste, da das ganze Areal eigentlich noch eine Baustelle ist und der Zugang noch nicht fertig gepflastert ist. Da zeitgleich auch noch ein Radrennen auf der Zufahrt zur Halle stattfand kamen nicht nur einige Journalisten zu spät, sondern auch die Mitarbeiter. Die erste Probe konnte so erst mit über einer Stunde Verspätung beginnen. 

Seither läuft es einigermaßen, außer, dass die Liveübertragung aus der Halle ins Pressezentrum noch nicht stabil ist.  Der Sicherheitsdienst wurde auch erst noch eingewiesen, wer wo lang laufen darf und wo nicht kontrolliert werden muss. Auch in der Halle wird noch weitergearbeitet. Man wird das Gefühl nicht los, die Arbeiter bei Ihrer Arbeit zu stören. Schließlich müssen die Kabel, die im Flur noch von der Decke hängen noch irgendwie irgendwo angeschlossen werden. In einer Woche schaut das bestimmt schon um einiges fertiger aus. Laut einem Augenzeugen soll auch 1993 in Millstreet noch während der Proben gehämmert und gebohrt worden sein. Und dort  haben sie letztendlich ja auch eine schöne Show auf Sendung gebracht. 

Morgen probt dann Österreich, da werde ich wieder berichten.

Herzliche Grüsse aus Baku,
Euer Stefan Ball

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